25.03.2021

Gedankenexkursion: „Zurück aus der Zukunft“ — Eine Zeitreise aus der essbaren Stadt der Zukunft bis in die Gegenwart

Wir begeben uns auf eine Zeitreise mit Startpunkt im Jahre 2030. Karlsruhe kann sich auf eigenem Stadtgebiet mit frischen Nahrungsmitteln selbst versorgen. In unserer Gedankenexkursion bewegen wir uns rückwärts in die heutige Gegenwart, um herauszufinden, wie wir unsere „essbare Stadt“ konkret gestaltet haben.

Mit freundlicher Genehmigung der Autor*innen:


Interview vom 25.03.2030

F: Hallo, was gab es denn heute bei dir zu Mittagessen und was kam von am weitesten her?

A: Einen Salat aus Spargel, Radieschen und Spinat, direkt vom Feld vorm ZKM. Nur das Olivenöl kam von etwas weiter her, um genau zu sein aus Ettlingen, da gibt es nämlich das beste Olivenöl.

F: Das klingt sehr lecker. Hast du dir den Salat von zuhause mitgebracht oder gekauft?

A: Es gibt hier die sogenannten „Schreberküchen“. Das sind kleine Buden, in denen morgens das erntefrische Obst und Gemüse abgelegt wird und man sich gemeinsam zum Kochen oder Zubereiten treffen kann, ganz unkompliziert. Das macht echt Spaß die Mittagspause für einen gemeinsamen Plausch zu nutzen! Heute Morgen gab es zum ersten Mal Spargel. Ein Vorteil, dass es mittlerweile etwas wärmer in Karlsruhe ist… Ach, und die Champignons aus den U-Bahn-Schächten habe ich ganz vergessen.

F: Seit wann gibt es bei euch in Karlsruhe denn diese Möglichkeit?

A: Nach Corona hat es sich einfach etabliert, sich mit Freunden und Arbeitskollegen nur noch draußen zu treffen. Daraus hat sich dann das gemeinsame Gärtnern und Kochen entwickelt. Und seit die S-Bahnen unterirdisch fahren, wurde zum Beispiel die Kaiserstraße durch eine bürgerliche Initiative zum Grüngebiet erklärt. Seitdem sind viele Flächen in Karlsruhe dazugekommen.

F: Wie wird dieses Vorhaben denn von der Bevölkerung aufgenommen?

A: Ich kann mich noch erinnern, dass es anfangs durchaus Widerstand gab von Seiten gewisser Volksparteien. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet und diese Parteien haben sich mittlerweile dem Gärtnern verschrieben. Es haben einfach mittlerweile viele begriffen, dass diese Art der Ernährung die beste und gesündeste ist! Was definitiv geholfen hat, war die Präsenz der Angebote in der gesamten Stadt. Die Kaiserstraße war ja nur der Anfang, aufgrund der steigenden Nachfrage wurden mittlerweile ein Großteil der asphaltierten Straßen in Grünflächen umgewandelt. Autos in der Stadt gibt es ja auch schon seit Jahren nicht mehr, stattdessen führen die Fahrrad-Highways direkt an den Beeten entlang.

F:  Was denkst du was war notwendig, um die essbare Stadt durchzusetzen? Wer managt das ganze System?

A: Es war nur möglich mit vereinten Kräften. Neben den eben schon angesprochenen Initiativen haben Vereine und Institutionen mitgeholfen, die Pläne umzusetzen. Federführend war dabei die Urbane Gärten Karlsruhe gGmbH. Aktuell wird das Gesamtprojekt von Foodsharing koordiniert, die ja (zum Glück) schon länger keine Lebensmittel mehr aus dem Supermarkt retten mussten.

F: Das klingt wirklich sehr spannend! Was ist denn das interessanteste Obst oder Gemüse, das mittlerweile in Karlsruhe wächst?

A: Das ist definitiv die Karlsruher Banane! Sie ist frost- und winterhart und wirklich sehr lecker. Und sie ist gerade!!